Steckbrief der Traubeneiche:
"Eichen kommen 300 Jahre, stehen 300 Jahre und vergehen 300 Jahre", heißt es im Volksmund. Damit ist eine Besonderheit des Baumes des Jahres 2014, der Trauben-Eiche, bereits genannt: ihre besonders hohe Lebenserwartung von über 1.000 Jahren. Die jährliche Ernennung zum "Baum des Jahres" durch die gleichnamige Stiftung soll die Aufmerksamkeit auf die große Vielfalt der Bäume lenken. Im Besonderen sollen dabei alte Baumformen, die sonst in Vergessenheit geraten würden, bekannt gemacht werden. Im Gegensatz zur Stiel-Eiche sind bei der Trauben-Eiche die Früchte fast ungestielt, eben "traubig". Weitere Unterschiede zeigen die Blätter, hier besonders Ausbuchtung und Stiel-Länge. In der Wuchsform unterscheiden sich alte Stiel- und Trauben-Eichen jedoch kaum. Beide beeindrucken im Alter durch eine mächtige breite Krone mit dicken Ästen. Erst im Alter von 20 bis 40 Jahren erscheinen die unauffälligen Blüten. Dagegen sind die Früchte, die Eicheln, sehr markant. Sie fallen ab Oktober und sind für viele Tierarten sehr nah- und schmackhaft: dem Eichhörnchen und Eichelhäher dienen sie als Wintervorrat, von den Wildschweinen werden sie untergewühlt. Eichen sind Pfahlwurzler, das heißt, sie haben eine steil nach unten wachsende Hauptwurzel, durch die die Bäume sehr sturmfest werden. Empfindlich sind Eichen allerdings, wenn an ihrem Standort ein zuvor relativ gleichbleibender Grundwasserspiegel in kürzerer Zeit absinkt oder ansteigt. Trauben-Eichen haben sich als Stadtbaum sehr bewährt, da sie immissions- und salztolerant sind. Als Solitär und in städtischen Alleen können sie ihre Wirkung besonders gut entfalten. Die Trauben-Eiche ist überall in Europa zu finden, außer in Spanien, Nordskandinavien und Nordosteuropa. Sie bevorzugt eher trockene und nährstoffarme Standorte. In der Jugend sind Eichen wenige Jahre schattentolerant, dann nimmt ihr Lichtbedarf aber schnell zu, so dass sie in dichteren Beständen bald eingehen. Daher ist in der Forstwirtschaft waldbauliches Können erforderlich, wenn die Eichen im Mischbestand mit anderen Baumarten über Jahrhunderte erhalten bleiben sollen. Die Kronen sind relativ lichtdurchlässig, was vielen anderen Pflanzen am Waldboden unter Eichen das Überleben erleichtert. Häufig kommen Efeu oder Geißblatt am Stamm von Eichen vor, auch sie profitieren von den lichten Kronen. Bei der Nutzung steht ganz klar das Holz im Mittelpunkt. Im Kern sind fäulnishemmende Stoffe eingelagert, die das harte Holz sehr dauerhaft machen. Daher war es früher z. B. für Schiffsbau und Fachwerkhäuser so begehrt, dass in England die Eichen bis ins 18./19. Jahrhundert immer mehr dezimiert wurden - für ein einziges Kriegsschiff benötigte man damals mindestens 1.200 alte Eichen. Eichenholz wird zudem für Kübel und Fässer genutzt, in Fachwerkhäusern, als Möbelholz, sowie für Vertäfelungen, Türen, Fenster, Treppen und Fußböden. Eichenrinde gehört zu den gerbstoffreichsten Pflanzengeweben (Gehalt bis 20%), was man sich in Naturheilkunde und Ledergerberei nutzbar macht(e). Eichen werden gerne als "Tierheim der Natur" bezeichnet, auf ihnen leben zum Beispiel der Große Eichenbockkäfer. Wohl keine andere Baumart bietet für so viele Tierarten Lebensraum wie die Eiche, alleine an Insekten sollen es über 500 Arten sein. Einige Insektenarten - vor allem Raupen von Frostspanner, Eichenwickler und Schwammspinner - führen allerdings regelmäßig einen Kahlfraß durch, so dass die Eichen ein zweites Mal austreiben müssen. Dieser zweite Austrieb ist kein Problem, solange er nicht regelmäßig jedes Jahr erfolgen muss und gleichzeitig noch mit anderen Schadereignissen wie Spätfrost oder Wurzelschäden einhergeht. In diesem Fall können Eichenbestände sogar absterben. Auch Pilze lieben Eichen, darunter Sommer-Steinpilz, Kaiserling und Eichen-Rotkappe. In Süddeutschland kann man an Trauben-Eichen echte Trüffel finden oder züchten.